Ford Ka: Der neue Ka 1.3 TDCi im Einzeltest

Wenn ein Auto zwölf Jahre lang gebaut wird, dann muss an ihm etwas dran sein. Wenn es dieses biblische Alter obendrein ohne umfangreiches Facelift erreicht, darf mit Recht von einem großen Wurf gesprochen werden.


 

Günstiger Basispreis - teure Extras
Der knubbelige Ford Ka ist so einer, denn allein in Deutschland wurden 300.000 von ihm verkauft - Glückwunsch an die Ford-Zentrale in Köln. Nun steht die zweite Generation in den Startlöchern, der Ka 2.0 sozusagen, der ab 14. Februar zu haben ist. Nicht einmal 10.000 Euro werden für das 60 PS starke Einstiegsmodell aufgerufen, während der Diesel in der Basis-Version Trend 2.000 Euro mehr kostet und damit bei 11.750 Euro liegt.
Das dürften wohl die richtigen Autos sein, um für seinen Altwagen die Verschrottungsprämie zu kassieren - noch einmal Glückwunsch nach Köln. Ford schätzt, dass trotz der schweren Zeiten die besser ausgestatteten Titanium-Varianten (Klima, Bordcomputer, Nebelscheinwerfer, elektrische Spiegel und Fensterheber Serie) rund 70 Prozent vom Modellmix ausmachen werden. Schließlich sind sie lediglich 1.000 Euro teurer, und die Klimaanlage kostet für den Trend schon 975 Euro. Auch der Testwagen mit dem 75 PS starken Dieselmotor trägt das Titaniumpaket und ist obendrein mit seitlichen Kopfairbags (260 Euro), CD-Radio (440 Euro), Sound & Connect-Paket (mit Bluetooth-Schnittstelle fürs Telefon, Multifunktionslenkrad und USB-Anschluss für 375 Euro) ausgerüstet.
Auch ESP kostet 360 Euro Aufpreis, ein echtes Manko. Die elektrisch beheizbare Frontscheibe für 210 Euro ist im Testwagen nicht eingebaut. Wer außerdem noch Ledersitze (900 Euro) und weitere Kleinigkeiten wie Leichtmetallräder (in Verbindung mit getönten hinteren Fenstern ab 500 Euro) bestellt, kann den Ka auf 16.000 Euro bringen, aber das ist gar nicht nötig.


 

Verwandt mit Fiat 500 und Panda
Wer braucht schon so viel Luxus in einem kleinen Stadtauto, das eher nicht auf lange Reisen gehen dürfte. Denn dagegen spricht schon der knappe Kofferraum, der zwar gegenüber der ersten Serie zumindest bei umgelegter Rückbank kräftig gewachsen ist, aber bei voller Besetzung immer noch nicht mehr als 224 Liter schluckt. Immerhin genug für den Wochenendeinkauf, wenn erst die hohe Ladekante überwunden ist. Wasserkisten ein- und auszuladen geht jedenfalls ganz schön ins Kreuz, und die beim Umlegen der mittig geteilten Rückbank entstehende Stufe in der Ladefläche macht die Sache auch nicht leichter.
Der Ka 1 hatte sie noch nicht. Aber wie weit kann der Vergleich mit dem Vorgänger überhaupt gehen? Gemeinsam haben die beiden schließlich nur den Namen, denn die neue Generation basiert nicht auf der alten. Dieser Ford Ka ist vielmehr eng mit dem aktuellen Fiat 500 und damit auch mit dem Fiat Panda verwandt. Wie die beiden kommt er aus dem polnischen Fiat-Werk in Tychy, und das wird seit einiger Zeit wegen der dort produzierten Qualität gelobt. Mit Recht, wie ein Blick in den Ka zeigt. Obwohl sein Interieur überwiegend aus Hartplastik-Oberflächen besteht, fügen sich die Teile sehr gut aneinander, die Narbungen nehmen ihnen den Billig-Look.
Keine gute Sitzhaltung für große Fahrer
Ohnehin muss ein Minicar nicht bis zur letzten Luftausströmer-Lamelle mit Softlack überzogen sein. Denn harte Oberflächen haben schon deshalb ihre Vorteile, weil sich Fussel und Staub von ihnen einfacher entfernen lassen. Was die Käufer, überwiegend dürften sie wohl weiblich sein, innen allerdings schmerzlich vermissen werden, sind Ablagen. Wo sollen bloß all die Kleinigkeiten des täglichen Lebens hin?
Im Handschufach ist zwar theoretisch genügend Platz, aber es ist beim Fahren schwer zu erreichen, weil es so weit vorn liegt. Das schafft andererseits viel Raum für die Beine des Passagiers, und so müssen Fahrer und Beifahrer nicht unter Platzmangel leiden, zumal das hohe Dach zusätzlich für viel Kopffreiheit sorgt. So richtig bequem ist der Ka aus verschiedenen Gründen dennoch nicht. Die Sitze bieten einerseits ordentlichen Komfort, andererseits jedoch keinerlei Seitenhalt, was in der Stadt zwar keine, auf der Landstraße aber eine große Rolle spielt.
Große Fahrer und Fahrerinnen finden allerdings hinter dem nur in der Höhe verstellbaren Lenkrad keine passende Sitzposition. Für sie ist es zu weit vom Körper entfernt, was eine ermüdende Armhaltung zur Folge hat. Nicht schlimm, sagen Sie, einfach mal eine Pause einlegen, sagen Sie? Gute Idee, denn der Ka wetzt zwar flink wie ein Eichhörnchen durch die Kurven - das konnte er immer schon gut - und seine Fahrsicherheit ist ebenfalls prima, aber er federt kaum.

Hartes Fahrwerk zeigt sportlichen Willen
Cousin Fiat 500 ist ohne zusätzlichen Stabilisator an der Hinterachse nicht ganz so dynamisch, dafür spürbar komfortabler. Für den täglichen Einsatz zwischen Haustür und Büro ist der Ka zu straff abgestimmt, er will auf Teufel komm raus sportlich sein. Aber erwarten seine Kunden das überhaupt von ihm? Was sie ganz sicher von einem Stadtauto wollen, ist problemloses Einparken.
Hier patzt der sehr unübersichtliche Ka leider kräftig, denn die Sicht nach schräg hinten ist extrem schlecht. Für 355 Euro Aufpreis wird eine akustische Einparkhilfe angeboten, die sollte bei einem nur 3,62 Meter langen Auto eigentlich kein Thema sein. Mit seinem Diesel müsste der 1.054 Kilogramm leichte Ka als Sparwunder auftreten, er tut es nicht. Sein Testverbrauch von 6,2 L/100 km liegt 0,4 Liter über dem des viel größeren Opel Corsa mit dem 90-PS-Diesel.
Dazu kommt der raue Charakter des von Fiat stammenden 1,3-Liter-Vierzylinders. Er ist beim Kaltstart laut, bei hohen Drehzahlen brummig und vibriert leicht. Immerhin ist das Temperament des Ka mit diesem Motor erfreulich gut, dennoch dürfte der Benziner die bessere Wahl sein. Zu den Motor- kommen noch Fahrwerks- und laute Abrollgeräusche. Da ist es nur ein schwacher Trost, dass der Wind akustisch unaufdringlich um die Karosserie streift. So hinterlässt der neue Ka im ersten Test einen zwiespältigen Eindruck. Auf ein wenig der fordtypisch ausgeprägten Agilität hätten wir gern zugunsten von mehr Komfort verzichtet. Immerhin fährt sich der Ka narrensicher, und den Damen aus dem Umfeld des Autors gefällt er. Einige würden "ja" zu diesem Ka sagen.  

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