Fünf Kleinwagen im Test: Neue Hackordnung im Kleinwagengehege
Die Erkenntnis, dass Kleinwagen keine billig zusammengenagelten  Notbehelfe mehr sind, hat sich inzwischen flächendeckend durchgesetzt.  Angesichts der drängenden Koreaner wird es nun Zeit, die neue  Fernost-Rangordnung zu klären. 
Deswegen treten der Japaner Toyota Yaris und der Koreaner Kia Rio gegen die bewährte deutsche Konkurrenz Ford Fiesta, Opel Corsa und VW Polo  an. Alle mit Dieselmotoren um die 90 PS und gehobenen  Ausstattungslinien zu Preisen zwischen 17.550 und 19.120 Euro. Keine  Angst also vor kargen Hütten, uns erwarten rund vier Meter lange  Vollwert-Mobile, keines ohne Klimaanlage und elektrische Fensterheber.  Hier sind sogar Parkpiepser (Kia, VW), dort (Kia) Lenkradheizung an  Bord.
 
Konfigurieren beim VW Polo Pflicht und Vergnügen 
Überhaupt der Kia Rio: In der Topversion Spirit bringt er allerhand serienmäßig mit, zwängt seine Optionen dafür in zwei Pakete. Ähnlich wie der Toyota  Yaris, der manche Extras ebenfalls an Ausstattungslinien koppelt. Dabei  sind sich die Asiaten ebenso einig wie die Deutschen beim  Konfigurationskult mit ellenlangen Aufpreislisten, die sowohl Pfiffiges  als auch sicherheitsrelevante Extras wie Xenonlicht (VW Polo) enthalten.  
Beim VW Polo ist Konfigurieren nicht nur Vergnügen, sondern  Pflicht, möchte man nicht selber trällern, auf Stahlrädern herumrollen,  Verbrauch und Reichweite raten oder zum Kunststoff-Lenkrad greifen.  Lenkrad – gutes Stichwort. Wir starten den VW Polo, genauer dessen  1,6-Liter-TDI. Er läuft kultiviert und gleichmäßig, seine schon bei  1.500/min anliegenden 230 Newtonmeter Drehmoment bekommen es mit einem  lang übersetzten Fünfganggetriebe zu tun. So rollt man bei Tempo 100  lässig mit 1.800/min dahin. 
Gut für den Prüfstandszyklus NEFZ,  effizient auch in der Praxis: Dank einiger Sparzutaten inklusive  Start-Stopp-System erzielt der VW Polo die niedrigsten Verbräuche im  Test. Mit einem Durchschnitt von 5,4 L/100 km käme er nonstop 833  Kilometer weit – und das ohne murrende Insassen. Großzügig geschnittene,  allerdings etwas hoch positionierte Vordersitze, die geräumige Rückbank  sowie der gediegene Federungskomfort überzeugen ebenso wie Ablagen und  Geräuschniveau. Messlatte im Segment: die bis ins Detail akkurate  Verarbeitung ohne Mogeleien hinter den Kulissen. Einzig zum freudigen  Kurvenkratzen gibt es Besseres als den VW Polo, obwohl seine etwas  stößige Lenkung homogen anspricht, das elektronische Stabilitätsprogramm  fein regelt. 
Ford Fiesta ist Kurvenkratzer und Handling-Chef 
Kurvenkratzen: Da scharrt der Ford Fiesta mit seinen 195/50 15-Reifen,  untermauert die Fahrwerkskompetenz von Ford. Der 1,1-Tonner lenkt flink  ein, ohne feuchte Handflächen zu produzieren. Wohl aber lächelnde  Gesichter – störendes Untersteuern ist ihm ebenso fremd wie tückische  Lastwechselreaktionen. Der Fiesta verbindet akkurate Rückmeldung mit  Komfort und satter mechanischer Traktion, ESP-Eingriffe sind selten  nötig.
 
Eher schon solche ins Qualitätsmanagement:  Verkleidungen am Armaturenträger sitzen schief und ungleichmäßig, im  Kofferraum liegt eine Matte aus Biligstfilz statt eines  höhenverstellbaren Ladebodens, den alle vier Konkurrenten bieten. Selbst  die Lehnenscharniere sind unkaschiert und können sensibles Gepäck  beschädigen. Andererseits bietet der Ford Fiesta im Cockpit weich  geschäumte Flächen und teils solide Regler und Schalter sowie ein  verspielt-dominantes Design. 
Der 1,6-Liter mit Fünfganggetriebe  zieht kräftig durch, verbraucht jedoch relativ viel Diesel und gönnt  sich speziell unter Last und bei hohen Drehzahlen Brummfrequenzen.  Ähnlich wie der Opel  Corsa, der aus 1.248 Kubikzentimetern 95 PS holt und dieses Engagement  durch vernehmliches Nageln und Brummen dokumentiert. Bei den  Fahrleistungen kann der 1,2-Tonner mithalten, sein Dieselkonsum ist mit  einem Schnitt von 5,6 L/100 km ähnlich niedrig wie der des VW Polo. Auch  er bietet ein Start-Stopp-System und kommt zurückhaltend bewegt mit  weniger als vier Liter Sprit aus. Wer es genau wissen will, sollte den  optionalen Bordcomputer ordern. Serienmäßig ist beim Opel Corsa hingegen  eine Federung, die selbst tückische BetonplattenAutobahnen stuckerfrei  pariert, sowie ein kalkulierbares, sicheres Handling. Weniger Freude  bereiten die mäßig körpergerechten Sitze (das kann Opel anderswo besser)  und die übersichtliche, jedoch ziemlich nüchterne  Hartplastik-Landschaft. 
Schicker Kia Rio mit gutem Platzangebot 
Nüchtern? Nicht mit dem Kia Rio. Seit Ex-VW-Designer Peter Schreyer den  Zeichenstift schwingt, kauft man den Rio gern wegen und nicht trotz  seines Designs: schick und schwungvoll mit gutem Platzangebot,  allerdings mäßiger Übersicht nach hinten. Außen strahlen  LED-Tagfahrlicht und Rückleuchten, innen locken übersichtliche  Instrumente, klar beschriftete Tasten inklusive hübscher Wippen zur  Klimaregelung. Körpergerechte Sitze und weiter Lenkradverstellbereich  bringen den Fahrer in eine fahraktive Position, der beheizte  Lenkradkranz fühlt sich an wie das auf Reisen gern genommene heiße Tuch.   
Reisen liegt dem Kia Rio, der sämtliche Insassen bequem  unterbringt. Utensilien finden Platz im ausreichend großen Kofferraum  und in den nützlichen Ablagen. Der 1,4-Liter hält sich akustisch zurück –  leistungsmäßig ebenfalls: Bei niedrigen Drehzahlen wirkt er trotz des  passend übersetzten, leicht schaltbaren Sechsganggetriebes träge. Nach  Überwindung der Phlegma-Zone schiebt er ordentlich, verbraucht mit einem  Schnitt von 6,3 L/100 km am meisten. Zudem liegen seine Bremswege zum  Teil über denen der Konkurrenz, die Differenz zum VW Polo beträgt aus  130 km/h fast sechs Meter.
VW Polo mit bester ESP-Abstimmung 
Bei der ESP-Abstimmung liegt der  VW Polo ebenfalls vorn, die Elektronik des Kia regelt früh und harsch.  Dafür wiegt die Federung lange Wellen sauber aus, nur auf Querfugen  teilen die 17-Zöller speziell an der Vorderachse trockene Stöße aus.  Vorbildlich dagegen: die Bedienung des optionalen Navi-Systems  (inklusive Soundsystem und Rückfahrkamera 990 Euro) im Kia mit  Siebenzoll-Berührungsbildschirm, dessen Darstellungen selbst die mancher  Oberklasse-Modelle übertreffen. 
Einen Touchscreen bringt der  Toyota Yaris serienmäßig mit, das Navi-Modul kostet 550 Euro. Bot der  Vorgänger noch ein von Fächern ausgehöhltes Armaturenbrett sowie eine  verschiebbare Rückbank, macht der Japaner nun eine Rolle rückwärts  Richtung Mainstream: Lehnen umklappen, das war‘s. Sein gutes  Ablagenangebot entspricht dem der Konkurrenz, das Raumgefühl ist luftig,  die Bedienung bis auf den Griff zum Bordcomputer durch den Lenkradkranz  hindurch problemlos. 
Toyota Yaris mit ordentlicher Laufkultur 
Passé sind die als Aquarium verspotteten Digitalinstrumente und die  teils windige Kunststoffqualität. Hier erreicht der Yaris ebenso  Klassenniveau wie bei Lenkung und Handling. Seine Federung arbeitet  relativ straff, auf kurzen Unebenheiten stuckerig, der Wendekreis ist  mit 12,3 Metern zu groß. 
Besser läuft‘s für den mit einem  Sechsganggetriebe gekoppelten 1,4-Liter-Diesel. Er legt spritzig los,  liefert beste Beschleunigung und deftigen Durchzug bei ordentlicher  Laufkultur und angemessenem Verbrauch. Damit schafft der Yaris Platz  vier vor dem schwachen Corsa, knapp hinter dem komfortableren Rio. Platz  zwei geht an den Handling-Chef Fiesta, der Sieg an den rundum  überzeugenden VW Polo.   
Siehe auch:
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