Grand C-Max Co: Große Kompaktvan-Schlacht

Die Schiebetüren des Ford Grand C-Max haben es Bernhard Fink besonders angetan: "Wie leicht die laufen, selbst bei der Kälte." Der Trainer der ESG Esslingen beweist Gefühl für gute Technik. Kein Wunder, dass seine Jungs sechs der ersten neun Saisonpartien gewinnen konnten. Doch der Fondzustieg begeistert noch aus einem anderen Grund. So stürmen seine Spieler in voller Eishockey-Montur die Rückbank – und das, obwohl es allein schon der Schulterschutz auf die Breite einer Europalette bringt.


Kofferraum des Ford Grand C-Max könnte größer sein
Hinten angekommen loben sie das luftige Raumangebot sowie den großen Verstellbereich der Einzelsitze im Ford Grand C-Max. Beim Öffnen der Heckklappe findet Torhüter Oliver Buchwald jedoch den ersten Schwachpunkt: "Da bekomm ich meine Sporttasche aber nicht rein." Trotz 14 Zentimeter mehr Radstand gegenüber dem normalen C-Max fällt das Gepäckabteil des Ford Grand C-Max nicht allzu üppig aus. Das 1,10 Meter lange Taschen-Ungetüm passt erst nach dem Flachlegen der Rückbank rein. Immerhin lässt sich die hintere Bestuhlung ohne viel Kraft zusammenfalten und im Boden versenken. Wer nur zu viert reist, kann im Ford Grand C-Max darüber hinaus den Mittelsitz verschwinden lassen, um langes Transportgut zu verstauen oder zur optionalen dritten Sitzreihe vorzudringen. Der Anblick der beiden hinteren Notsitze sorgt bei den Hünen jedoch für Sorgenfalten, denn diese sind, wie in dieser Klasse üblich, nur für Kinder gedacht. Ebenso wenig Begeisterung entfacht das Cockpit des Ford Grand C-Max aus billig wirkenden Kunststoffen, das mit Tasten überladene Lenkrad und der zu kleine Infotainment-Bildschirm.
Peugeot 5008 bietet größten Kofferraum im Test
Da kommt das weich geschäumte Armaturenbrett im Peugeot 5008 schon besser an. Mit klassisch-eleganter Instrumentierung und fahrerorientierter Mittelkonsole könnte es glatt dem Sportler RCZ entstammen. Die fummelige Infotainment-Bedienung sei ihm da verziehen. Der dynamische Schnitt samt flacher Frontscheibe geht jedoch zu Lasten von Übersichtlichkeit und Raumgefühl. Anders sieht es weiter hinten aus, wo der Peugeot 5008 mit dem größten Standard-Kofferraum in diesem Vergleich aufwartet. Mit vier Mann samt Monstertaschen zum Auswärtsspiel? Kein Thema, die Heckklappe schnappt zu.
Schmale und unbequem gepolsterte Einzelsitze lassen sich im Peugeot 5008 jedoch nur deshalb verschmerzen, weil die Anfahrtswege in der Landesliga nicht allzu lang ausfallen. Dafür überzeugt der Kompaktvan mit der cleversten Klappmimik: So ducken sich die Rücksitze des Peugeot 5008 besonders flach im Fahrzeugboden weg; soll Reihe drei bestiegen werden, genügt ein Griff – schon schnalzt die Sitzfläche nach oben, und das Möbel rutscht weit nach vorn.
Antiquierter Klappmechanismus im VW Touran
Dagegen wirkt die Klapperei im VW Touran antiquiert. Zwar lassen sich die bequemen Einzelsitze ebenfalls weiträumig verschieben und in der Neigung justieren. Zudem schwenkt die Beifahrerlehne wie im Peugeot 5008 vor und macht so selbst für die längsten Schlägertaschen Platz. Um dem Gepäckraum jedoch das Maximalvolumen zu entlocken, muss die Fondbestuhlung des VW Touran ausgebaut werden. Dies gelingt dank ausgetüftelter Mechanik zwar recht leicht, doch zeigt die Inneneinrichtung im neuen Sharan, dass VW inzwischen weiß, wie es besser geht. Davon abgesehen überzeugt der Mitte 2010 überarbeitete VW Touran nach wie vor: Seine kastige Karosserie sorgt für das beste Raumgefühl auf allen Plätzen und problemlose Übersicht. Hinzu kommen selbsterklärende Bedienelemente, perfekt ablesbare Instrumente, eine bis ins letzte Eck penible Verarbeitung und jede Menge praxisgerechte Ablagen bis hin zu den Haltern für 1,5-Liter-Flaschen in jeder Tür. Nach schweißtreibenden Trainingseinheiten muss der Flüssigkeitsverlust schließlich schnell ausgeglichen werden.
Ford Grand C-Max bietet den meisten Fahrspaß
Jetzt aber raus aus der Eishalle und rein ins Verkehrsgetümmel. Hier macht der quirlige Ford Grand C-Max mit seiner direkten, wenn auch etwas stößigen Lenkung am meisten Spaß, überzeugt zudem mit den höchsten Slalom-Geschwindigkeiten. Dazu passt auch das Doppelkupplungsgetriebe mit seinen zackigen Gangwechseln bestens. Allerdings lässt es den durchzugskräftigen 163-PS-Diesel mitunter unnötig hoch drehen, anstatt souverän und geräuscharm auf der Drehmomentwoge zu reiten.
Überhaupt kann der Komfort des Ford Grand C-Max nicht ganz überzeugen. Vor allem von kurzen Wellen zeigt sich die straffe Federung überfordert, was auf unebenem Belag zu permanenter Unruhe sowie Poltergeräuschen führt. Erst mit Beladung wirkt die Fahrwerksabstimmung harmonischer.
Peugeot 5008 ist der entspannte Gleiter im Test
Schlaglöcher und Querfugen schluckt die Federung des Peugeot 5008 wesentlich geschmeidiger. Allerdings wirkt er unterdämpft und neigt bei extremer Beanspruchung zum Aufschaukeln. Dass entspanntes Gleiten eher seinem Naturell entspricht, zeigt der Peugeot 5008 mit gemächlicherem Einlenken, einer rückmeldungsarmen Lenkung sowie der trägen, aber weich agierenden Sechsstufen-Automatik. Immerhin genehmigt er sich trotz wirkungsgradhemmendem Drehmomentwandler nur minimal mehr Sprit als der Ford, mit dem er sich den Zweiliter-Common-Rail-Diesel teilt.
VW Touran bietet den besten Kompromiss
Den besten Kompromiss aus Agilität und Gelassenheit erreicht jedoch der VW Touran. Dessen adaptive Dämpfer (955 Euro) sorgen für Mittelklasse-Federungskomfort, ohne in schnellen Kehren starke Karosseriebewegungen zuzulassen. Mit seiner stoßarmen und gefühlvollen Lenkung lässt sich der Touran zudem präzise dirigieren. Darüber hinaus kündet die DSG-Box mit ihren faszinierend schnellen und ruckfreien Gangwechseln von VWs reicher Doppelkupplungs-Erfahrung.
Nicht nur das: Mit dem 170-PS-TDI erzielt der VW Touran die besten Fahrleistungen bei gleichzeitig niedrigstem Verbrauch. Bei leichtem Gasfuß ermöglicht er als Einziger der drei Verbräuche im Fünf-Komma-Bereich.


VW Touran über 4.000 Euro teurer als Ford Grand C-Max und Peugeot 5008
Derlei Qualitäten haben jedoch ihren Preis: In der Topversion Highline kommt der VW Touran über 4.000 Euro teurer als Ford Grand C-Max und Peugeot 5008, was auch die geringeren Unterhaltskosten und die etwas bessere Serienausstattung (etwa Parkpiepser und Sitzheizung) nicht wettmachen können. Immerhin lässt sich der Touran nahezu frei konfigurieren, während Ford und Peugeot bestimmte Extras höheren Ausstattungslinien vorbehalten oder in Pakete stecken. Trotz seiner gesalzenen Preise gewinnt der reife und komfortable VW Touren diesen Test mit großem Vorsprung. Gelassenheit und Flexibilität des Peugeot 5008 reichen unterm Strich ebenso wenig wie Agilität und Fahrspaß beim Ford Grand C-Max. Dafür ließen sich die zwei vom Altmeister Touran auch außerhalb des Eisstadions ein bisschen zu häufig aufs Glatteis führen.


Verarbeitungsmängel beim Ford Grand C-Max
Im Vergleich zu seinen Konkurrenten enttäuscht der Kompaktvan von Ford in Sachen Qualität. Neben den insgesamt schlichten Interieurmaterialien fielen beim Ford Grand C-Max unsauber eingepasste Kunststoffteile im Cockpit auf. Darüber hinaus wirft der Bezug des mittleren hinteren Sitzes schon jetzt Falten wie ein Geschirrhandtuch. Für Schreckmomente sorgte jedoch der linke Fondsitz des Ford Grand C-Max. Da dessen Lehnenarretierung nicht sicher einrastete, kippten Kollegen auf Testfahren mehrmals nach hinten weg. Bei einem Heckaufprall hätte dies fatale Folgen. Hier muss Ford also dringend nachbessern.

 

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